Olga Besio - Tangounterricht als Berufung

von Ute Neumaier, Buenos Aires, veröffentlicht in Tangodanza Nr. 57, März 2014

Olga Besio im Interview. Sie erzählt lebendig und sprachgewandt von einem Leben für den Tanz, in dem es drei Konstanten gegeben hat: den Tango, ihre Liebe zu ihren Kindern Ariadna und Federico Naveira und ihre Berufung als Lehrerin. Sie schildert die Stimmung in Argentinien nach der Rückkehr der Demokratie, in der der Tango zu neuem Leben erwachte. Und sie äußert sich entrüstet über Códigos als Lehrinhalte und das Auswendiglernen von Schritten im Unterricht – dies sei ein Affront gegen den Tango schlechthin. Nur wenn es um ihre Zeit mit Gustavo Naveira geht, wird sie ganz still und man spürt sofort, dass weitere Fragen an nicht verheilte Wunden rühren würden.

Olga Besio ist eine imposante Erscheinung und Persönlichkeit, die bestimmte Fakten ihres Lebens, wie ihr Alter oder Jahreszahlen, gerne im Dunkeln lässt. Sei es in der Milonga oder im Unterricht – sie ist nicht zu übersehen und man hat gleich Respekt vor ihr. So muss sie früher schon gewesen sein. Denn als in Argentinien nach sieben Jahren Militärdiktatur der Tango noch ein Schattendasein führte, fand ihr Vorschlag, in einem der ersten Kulturzentren Tango-Unterricht zu geben, Gehör.

Olga, wie kamst damals auf die Idee, einen Tangokurs anzubieten?

Ich war noch sehr jung, aber davon überzeugt, dass es einen Ort geben muss, wo jedermann Tango tanzen lernen kann, und zwar gratis. Ich habe im Centro Cultural San Martin, damals dem einzigen Kulturzentrum in der Stadt, den Vorschlag gemacht. Ich hatte mir dort schon als Lehrerin anderer Fächer einen Namen gemacht, deshalb hörte man mir zumindest zu. Aber der Leiter der Tanzabteilung sagte, ich sei vollkommen verrückt und es würde niemand kommen, weil man Tango nicht unterrichten könne. Ich ließ mich aber nicht beirren, und so war er bereit, mir einen Probemonat zu gewähren.

Hat sich seine Prognose bewahrheitet?

Nein, schon am ersten Tag gab es über 400 Anmeldungen, sodass wir vielen Interessierten absagen mussten, weil der Raum für einen solchen Andrang zu klein war. Es meldeten sich Junge, Alte, Studenten anderer Tanzrichtungen, Rentner, Nachbarn und später auch die Milongueros an, die aufgehört hatten zu tanzen, und nun üben wollten. Diese ganz und gar positive Mischung von alten Milongueros und jungen Leuten sorgte für eine ganz besondere Atmosphäre. Da es damals noch so gut wie keinen Tangounterricht gab, kann man sagen, dass die Mehrzahl der späteren Tangolehrer aus dem Unterricht im San Martin hervorgegangen ist.

Der Probemonat wurde also verlängert?

Ja, in der Tat. Mit Gustavo, der damals seine Karriere als Tänzer begann, habe ich dort fünf Jahre lang unterrichtet. Als wir gingen, wollten alle, dass wir bleiben. Aber es standen Renovierungen an, und so ging eine Phase zu Ende, wie es im Leben eben vorkommt.

Wie stand es damals um den Tango?

Es gab keine Tangoszene wie heute, keine Academias, Klubs, Kulturzentren, nichts. Es gab zwar ein paar Milongueros, die unterrichteten, wie Antonio Todaro und Pepito Avellaneda, aber sie waren nicht sehr bekannt unter jungen Leuten und man musste sie erst mal finden! Dann gab es die richtig Berühmten: Gloria und Eduardo Arquimbau, Maria Nieves und Juan Carlos Copes, Elsa Maria und Mayoral … Wenn man aber dem Kreis der Tangotänzer nicht nahestand, sei es, dass jemand aus der Familie oder dem Freundeskreis tanzte, musste man nachforschen, bis man von irgendwem einen heißen Tipp bekam.

Da es so schwer war, Lehrer zu finden, lernte man in einem familiären Rahmen und auf intuitive Weise, was ich viel besser finde. Im Vergleich zu heute gab es damals mehr Liebe zum Tanz, weniger Eigennutz. Heute kann man eben mit dem Tanzen Geld verdienen, und das macht einen großen Unterschied.

Und wie kam es zu diesem Wandel? Brachte nicht die Show Tango Argentino den Aufschwung?

Nur bedingt. Die Show revolutionierte den Bühnentango und sorgte im Ausland für Furore. Aber der Gesellschaftstango, der war ein Phänomen innerhalb Argentiniens. Oft wird es so dargestellt, als seien die Militärs für sein Aussterben verantwortlich gewesen, aber das stimmt nicht. Anfang der 50er- Jahre war der Tango bereits von ausländischer Musik, wie dem Boogie und dem Rock ´n roll, und in den 60er-Jahren von den Beatles verdrängt worden. Klar, in der Zeit der Militärdiktatur gab es Ausgangssperren, es wurden Tangotexte verboten und die Kultur schlechthin wurde unterdrückt. Aber getanzt wurde nach wie vor. Es gab zwar keine Milonga-Kultur wie heute, aber der Tango existierte weiter, wenn auch im Schatten oder im familiären Rahmen.

Sein Aufschwung begann in Argentinien mit der Rückkehr der Demokratie 1983. Es war ein Moment der Öffnung, das Bewusstsein der Menschen hatte sich verändert, es entstand eine Art kollektiver Optimismus und viele trauten sich mehr als zuvor, das zu tun, wozu sie Lust hatten. In der Zeit von Raúl Alfonsín, dem ersten demokratischen Präsidenten, wurde ein Netzwerk von Kulturzentren in ganz Buenos Aires errichtet und ein Lehrplan erstellt, damit die Menschen Tango lernen konnten. Das Interesse der Bevölkerung war immens.

War also das Kulturzentrum San Martin dein Einstieg als Lehrerin?

Nein, ich unterrichte, seit ich 16 war, damals allerdings noch nicht Tango, sondern Zeichnen, später auch Kunstgeschichte und bildende Kunst. Ich glaube, ich habe alle Schulformen durchlaufen: Grundschule, Gymnasium, Kunstschule und Universität. An der Nationalen Tanzakademie war ich Lehrerin für bildende Kunst, aber ohne es bewusst zu entscheiden, machte ich im Unterricht immer etwas, das mit Bewegung zu tun hatte.

Und woher kam deine Beziehung zum Tango?

Nicht über meine Familie, denn sie waren keine Tangueros. Ich mochte ihn schon ganz früh, noch bevor ich mit dem Tanzen anfing. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist, wie ich am Radio stehe und zur Musik mit der Bewegung spiele. Ich mochte Carlos Gardel, Argentino Ledesma und Osvaldo Fresedo.

Tanzen war immer meine Leidenschaft. Mit fünf Jahren meldeten mich meine Eltern endlich in einer Tanzschule an, aber da wurde Ballett unterrichtet. Tango-Unterricht zu nehmen war nicht so einfach für mich. Und das nicht nur, weil er faktisch noch nicht gelehrt wurde, es gab noch andere Hürden zu überwinden.

Waren deine Eltern dagegen?

Ja, sie wollten, dass ich einen anderen Weg einschlage. Gegen eine Karriere als Künstlerin hatten sie nichts, aber ich sollte Malerin oder Bildhauerin werden. Deshalb meldeten sie mich mehrere Male von der Tanzakademie ab und ich musste mir den Unterricht immer wieder neu erkämpfen. Irgendwann wollte ich ihnen den Gefallen tun und wurde Kunstdozentin. Ich habe gemalt, ausgestellt und Preise gewonnen. Aber es war nicht das, was ich wollte. Mein Herz schlug für den Tanz, den sie als Beruf einfach nicht akzeptieren konnten.

Und wie hast du Tango tanzen gelernt, wenn du keinen Unterricht nehmen durftest und es in deiner Familie keinen Tanguero gab?

Meine Mutter war Tochter französischer Libanesen und mein Vater Italiener. Er hatte in Frankreich gelebt, sogar Gardel gekannt und gegen den tango social hatten beide nichts. Wenn sie auf Feste oder Tanzveranstaltungen gingen – keine Milongas wohlgemerkt, denn das war etwas anderes –, nahmen sie mich mit. Damals gab es in den Klubs oft mehrere Tanzflächen, auf denen sich unterschiedliche Orchester abwechselten. Auf einer wurde immer Tango gespielt. Manche Freunde meines Vaters waren Tangueros; erst sah ich ihnen dort zu, aber bald tanzten sie mit mir.

Ist es nicht unbequem für einen Erwachsenen, mit einem Kind zu tanzen?

Ja, und ich habe mich selbst oft gefragt, warum sie trotz des Größenunterschieds mit mir tanzten. Später stellte ich fest, dass ich wohl schon damals eine besondere Bereitschaft hatte, den Tanz des anderen zu verstehen, mich auf ihn einzulassen. Die Frauen, mit denen sie tanzten, konnten ihnen nicht immer folgen. Aber da ich auf nichts festgelegt war, niemals irgendetwas auswendig gelernt hatte und keine Stereotypen kannte, war ich vollkommen frei. Tanzen war für mich eine völlig natürliche Sache, eine Mischung aus Freude an der Bewegung, der Musik und dem Körper.

Waren dann diese Milongueros deine Lehrer?

Ich habe in meinem Leben keine einzige Tangostunde genommen. Nur Milonga-Unterricht, genaugenommen drei Mal bei Pepito Avellaneda.

Als ich an der Uni eingeschrieben war, wollte ich an einem Kurs von Gloria und Rodolfo Dinzel teilnehmen. Aber ich hatte kein Geld. Gustavo und andere aus der Gruppe gingen hin.

Im Grunde genommen hat mich niemand als Tangotänzerin geformt. Vom Tanz mit den Milongueros blieb mir das Erlebnis der Kommunikation mit ihnen. Spielerisch haben sie mir vermittelt, dass man die Füße nicht vom Boden nimmt, weil man sonst jemanden verletzen könnte. Aber das war ja gesunder Menschenverstand und ging aus dem Respekt anderen gegenüber hervor.

Und wie wurdest du dann Profitänzerin?

Es ergab sich einfach, als ich an der Universität von Buenos Aires Philosophie studierte und in der Folkloregruppe tanzte. Wenn wir für die Uni auftraten, wunderte ich mich, warum es nie Tango gab. Bei Auftritten in einer Peña wurde immer eine Tango-Tanda gespielt, so wie heute in manchen Milongas eine Folklore-Tanda.

Ich tanzte dann mit den Jungs aus der Folkloregruppe, die ein bisschen Tango konnten, und so entwickelte sich langsam eine Untergruppe, die Tangueros. Wir konnten eine der Dozentinnen überzeugen und alles Weitere ergab sich dann. Hier lernte ich Gustavo kennen, der damals Wirtschaftswissenschaften studierte und Folklore lernen wollte. Er mochte den Tango, wir verliebten uns und waren vom ersten Tag an ein Paar. Bald heirateten wir und tanzten miteinander, insgesamt etwa 20 Jahre lang. So wurden wir Profitänzer, bis wir im Leben und im Tanz auseinandergingen.

Wie ging dein Weg danach alleine weiter?

Die Arbeit ging mir nie aus, denn ich hatte ja schon unterrichtet, bevor ich Gustavo kannte. Selbst als wir ein Paar waren, gab ich Stunden ohne ihn – wenn er auf Reisen ging, weil wir ja zwei kleine Kinder hatten, bei denen ich blieb. Aber auf emotionaler Ebene war es nicht einfach; all das Traurige, von dem manche Tangos erzählen, das habe ich erlebt: die Lügen, den Betrug, die Trennung.

Die Frau im Tango wird oft schlecht behandelt, das war früher so und ist heute nicht anders. Es gibt viele Tänzerinnen, die davon ein Lied singen können. Aber das hat nichts mit dem Tango zu tun, sondern mit den Personen. Es gab schon immer Menschen, die andere nicht gut behandelt haben.

Das einschneidendste Ereignis ist vielleicht, dass ich mit der Trennung aufhörte, selbst Tänzerin zu sein. Ich habe mich danach ausschließlich dem Unterrichten, der Choreografie und dem Kindertango-Projekt gewidmet. Als Tänzerin lebe ich vielleicht in meinen Kindern weiter. Ich habe durchaus Angebote von sehr guten Tänzern erhalten, hätte weitermachen können. Aber ich wollte nicht mehr, wollte nie wieder einen Tanz- oder einen Lebenspartner.

Ist die Trennung eines Tanzpaars für eine Frau nicht schwieriger zu vollziehen als für den Mann?

Das Tanzen war schon immer eine Sache, die nur zu zweit funktioniert. Sowohl für den Mann als auch für die Frau ist eine Trennung schwierig. Um gut tanzen zu können, muss es eine ganz besondere Beziehung in einem Paar geben, und nicht einfach nur zwei einzelne Tänzer. Und das braucht Zeit.

Mit dem Unterrichten ist es ganz anders, das kann man gut alleine. Manche Tänzer fühlen sich sowohl zum Tanzen als auch zum Unterrichten berufen, aber die meisten tendieren zu einem von beiden, und dazu muss man stehen. Seit ich denken kann, war es so, dass bei Paaren meist einer der begeisterte Lehrer mit der Berufung war, während der andere eher begleitete.

Und welchen Stellenwert hat das Unterrichten für dich?

Es war immer Berufung. Es gibt Einige, die nach wenigen Stunden meinen, sie könnten unterrichten. Das macht mich ganz rasend, denn es ist die totale Respektlosigkeit gegenüber der Kultur, die der Tango ja ist. Tangolehrer ist ein ernst zu nehmender Beruf, man braucht Wissen, eine Ethik und hat eine große Verantwortung.  So mancher sogenannte Maestro richtet Schlimmes in Schülern an, das hinterher nicht mehr geradezubiegen ist. Es mag ja sein, dass er etwas Authentisches unterrichtet, aber es ist vielleicht nicht für den Schüler geeignet oder er ist körperlich noch nicht so weit. Nur wenige Lehrer fragen sich, ob das, was sie unterrichten, wirklich essenziell ist.

Was ist deiner Meinung nach essenziell und was nicht?

Essenziell ist ganz sicher nicht, was man heute in bestimmten Szenen sieht, die sich die Kappe des Authentischen aufgesetzt haben und Códigos unterrichten. Diese wurden früher nie so genannt, es waren normale Formen der Kommunikation in einer bestimmten Umgebung. Der Cabeceo war eine ganz natürliche Sache an einem Ort, hatte aber an einem anderen keine Gültigkeit. Unter uns gesagt: Die Milongas, in denen mit Cabeceo aufgefordert wurde, waren nicht so gut angesehen. In eleganten Klubs oder im familiären Ambiente wurde so nicht aufgefordert. Aber mal ehrlich, so was muss man doch nicht unterrichten!

Die Essenz des Tango ist vielmehr der Dialog und die Interaktion zwischen zwei Menschen, der Musik, dem Raum und den Personen, die uns umgeben. Eine sehr allumfassende Angelegenheit also.

Heute wird oft der große Fehler begangen, den Tanz zu zerstückeln. Schüler lernen in einer Stunde einen Schritt, in einer anderen eine Drehung, dann machen sie Technikunterricht und dann ein Seminar zu Verzierungen. Aber der Tango ist keine Folge von Elementen, die man aneinanderreihen kann! Er ist etwas Ganzes und unteilbar.

Essenziell ist für mich vor allem die Umarmung, die etwas Herzliches, Wahrhaftes, Natürliches haben muss und keine Haltung der Arme oder des Oberkörpers ist. Und das A und O des Tango ist natürlich die Improvisation.

Kann man Improvisation denn unterrichten?

Zunächst muss man sich klar machen, dass, wenn Tango Improvisation ist, man Anfänger keine Schritte auswendig lernen lassen darf. Ich versuche meinen Schülern Freiheit in der Bewegung nahezubringen, damit sie nichts auswendig lernen, das sie später einschränkt. Wenn ich Technik unterrichte, dann geht es dabei um die Funktionsweise des eigenen Körpers, aber du wirst in meinen Stunden niemals von mir hören: “Stell die Füße so oder so.”

Im Vordergrund stehen für mich nicht die einzelnen Tänzer, sondern das Paar. Gibt es ein solches, d. h. zwei Menschen, die sich in ihrer Ganzheit, mit ihrer Seele und ihren Gefühlen und nicht nur mit ihrem Körper begegnen und die über die Musik miteinander verbunden sind, ergeben sich Bewegungen aus ihrem Tanz, wenn der richtige Moment gekommen ist. Das kann natürlich dauern; wenn es sich nicht ergibt, dann ist es eben noch zu früh.

Hast du so auch deine Kinder unterrichtet, wurden sie so zu Tänzern?

Ich nahm sie gerne überall mit hin, auch in den Unterricht. Sie waren grade mal drei und vier Jahre alt, als es in einer Stunde im Club Independiente hinten Geräusche gab. Wir schauten hin und da standen sie, lachten, gingen in die Umarmung und lösten sie wieder. Danach erklärte mir Federico, der Größere, dass sie nun ein Tanzpaar seien. Es ist schon unglaublich, denn bei all dem Tanz, der sie seit ihrer Geburt umgeben hat, hätten sie ja auch eine Abneigung dagegen entwickeln können. Aber sie haben sich ganz alleine für den Tango entschieden. Ich hielt es zuerst für ein Spiel, bis ich merkte, dass es ihnen ernst damit war.

Und da begann ich, sie zu unterrichten, d. h. darauf zu achten, dass sie sich keine Fehlhaltungen oder falsche Bewegungsmuster aneigneten und dass sie nichts einengte. Vor allem schützte ich sie vor denen, die ihnen Figuren beibringen wollten. Gerade bei einem talentierten Jungen wie Federico wollte jeder mitmischen. Aber da ließ ich keinen ran, er sollte nur tanzen, wie es aus ihm herauskam. Beide wurden ausschließlich von mir ausgebildet, nicht von ihrem Vater, und sie machten ihren Weg so wie ich: indem sie ihren Tanz spielerisch entdeckten.

Wurde so das Projekt Tango mit Kindern geboren, das du über ein Jahrzehnt geleitet hast?

Ja, das kann man sagen. Tango con Niños war eine Gruppe für Kinder und Jugendliche, in der nicht nur Tango, sondern auch Jazz und Folklore getanzt wurde. Und in der es mir möglich war, Kindern den Tango so nahezubringen, dass sie Spaß daran haben, d. h. ganz und gar nicht reglementiert, sondern spielerisch. Zur Gruppe gehörten nicht nur Ariadna und Federico, sondern einige heute berühmte Tänzerinnen und Tänzer. Aber als Ariadna 19 und Federico 20 Jahre alt waren, gab es keinen Grund mehr, diese Kindergruppe aufrechtzuerhalten und sie löste sich auf.

Was empfindest du heute, wenn du Ariadna und Federico tanzen siehst?

Ohne Weinen geht es nie. Ich selbst trete ja nicht mehr auf, aber auf Milongas oder bei Veranstaltungen kommt es immer mal wieder vor, dass man mich spontan bittet, mit Federico vorzutanzen. Vor Kurzem tanzte ich in dem Theaterstück Chaucito seit Jahren zum ersten Mal einen ganzen Tango mit ihm, ohne eine einzige Träne zu vergießen. Einmal tanzte Ariadna mit mir, sie in der Führungsrolle. Es ging mir wie mit ihrem Bruder, es haut mich einfach um, wie gut sie tanzen. Und ich sehe mein Werk in ihnen, und dass ich es ihnen ermöglicht habe, im Tanz sie selbst zu sein.

Ist das das schönste Geschenk, das dir der Tango gemacht hat?

Er hat mich auf vielerlei Weise beschenkt. Das Schönste, was mir der Tango als Tänzerin in all den Jahren an Theatern oder auf Milongas gegeben hat, ist die Verbindung im Paar, die Conexión. Jemanden zu umarmen, mit dem es einen Dialog gibt und mit dem ich über die Musik verbunden bin … es gibt wenig Glücksbringenderes auf der Welt. Das Schönste jedoch als Lehrerin und Mutter ist es, miterleben zu dürfen, wie meine beiden Kinder mit ihren Partnern ihren eigenen Weg als Tänzer gehen, wie sie sich entwickeln und über sich selbst hinauswachsen.

E-Mail: Olga.besio@yahoo.com.ar

Unterricht: Montags, 20:30, Escuela de Tango Argentino, Centro Cultural Borges (http://www.eatango.org/)

Dienstags, 20:30 Escuela de Tango Buenos Aires, (http://escuelatangoba.com/)

Estudio A,  samstags, 17:00, Pte. Juan Domingo Perón 2057, Klingel A